Vulkan Cotopaxi 5900m
Nach Costa Rica, Nicaragua und Panama verweile ich nun in Ecuador. Die Zeit ist auch hier schon fast vorüber und meine siebente Woche ist bereits eingeleitet. Nach dieser Zeit kann ich durchaus eine positive Beurteilung über das Land und die Leute abgeben. Meistens trifft man Einwohner in einem sehr friedlichen und glücklichen Zustand, obwohl das wahrscheinlich nicht für jeden Landsmann zutrifft. Die Kriminalität ist tatsächlich präsent auf den Straßen, zumal dies eigentlich nur nach Einbruch der Dunkelheit gilt. Es empfiehlt sich daher speziell in der Nacht ein Taxi zu nehmen, sei es auch nur für 500m. Mir persönlich ist nichts außergewöhnliches Widerfahren, jedoch von Freunden, Austausch-Studenten und Ecuadorianern kamen mir schon schaurige Geschichten zu Ohren.
Zu meinem Erstaunen hat auch hier die Globalisierung sehr stark Einzug gehalten. Die Armut ist nur in manchen Landesteilen, teilweise auf der Straße und in den Randbezirken der Städte zu sehen.
Die Ernährung kann man als ausgiebig und gesund beschreiben – wenn man Fruchtsaft bestellt bekommt auch welchen, und sehr günstig noch dazu. Da können europäische Fruchtsafthersteller bei weitem nicht mithalten, mit ihren Zuckerwässern. Erstaunlich ist auch die Lebensmittelvielfalt in den Supermärkten. Zum Einen hat man meterlange Obstregale mit den exotischsten Variationen an Früchten, wovon man behaupten kann, 50% der Sorten nur aus dem Bilderbuch zu kennen. Auf der anderen Seite könnte man sich auch, angemerkt wenn man will, nur von Fast-Food der bekanntesten westlichen Fresstempel ernähren. Das muss aber nicht sein, denn man hat an jeder Ecke mit der Aufschrift „Almuerzo“ die Möglichkeit für 2 – 3 Dollar ein dreigängiges Mittagsmenü zu bekommen (da ist ein frischgepresster Orangensaft meistens schon inkludiert - herrlich). Zu den typischen Dingen der täglichen Ernährung zählen Lebensmittel wie:
Quinoa (gesunder, planzlicher Proteinlieferant), aber auch alle Arten von Hülsenfrüchten unter Anderem die bekannte Bohnenart …… na wie heißt sie wieder……mhhh, vergessen.
Aber auch Mais, Kartoffel, Tomaten, Meeresfrüchte/Fisch und Weissbrot tragen zur täglichen Ernährung bei.
Früchte wie Papaya, Orangen, Tomate de Arbol, Naranjilla, Maracuja, Bacao, Melonen, Mandarinen usw. sind der beste Ersatz für die industriell hergestellten Naschereien. Um die vielen fruchtigen Sorten beim Namen zu nennen bedarf es schon von besonderer Betonung. Bei der täglichen Frage nach welchem Fruchtsaft es sich handle, gab sich Martha immer sehr Mühe bei der Erklärung und bei der Aussprache! (Martha ist eine wohlhabende pensionierte Dame, die sich entschieden hat, Studenten aus aller Welt zu umsorgen.)
Trotz des reichhaltigen Angebots an gutem, frischem Essen, trifft man auf Eigenheiten die mir leider unerklärlich bleiben. So trinkt man im Land des Kaffees tatsächlich meist keinen frisch gebrühten Kaffee sondern Pulverkaffee, denn der ist billiger und daher öfters in den ecuadorianischen Küchen anzutreffen. Was für mich anfangs unerklärlich schien, kann aber sehr einfach dementiert werden. Die Ware Kaffee wird hier nicht in großen Mengen konsumiert, sondern der größte Anteil wird exportiert. Das gilt auch für Kakao. Die wichtigsten Wirtschaftsexportgüter Ecuadors sind Kaffee, Kakao, Rohöl, Schnittblumen (meist Rosen), aber auch Bananen. Die Preise sind dabei eklatant niedrig. So bekommt man einen Bund mit 30 Rosen für nur 2 Dollar direkt bei den „Rosenplantagen“. 5 Liter Diesel kosten 1,03 Dollar und 30 Liter Gasbehälter mit denen man kocht und Wasser beheizt sind für 1,50 Dollar zu bekommen. Das liegt zum Teil auch daran, dass Treibstoff und öffentlicher Verkehr vom Staat subventioniert werden. (Ein Freund aus Venezuela hat mir berichtet, dass ein Volltank von ca. 45 Liter in Venezuela für unter einen Dollar zu bekommen ist. Ist das nicht unglaublich!)
Übrigens werden diese Gasbehälter in Quito direkt ins Haus geliefert. Das bekommt man fast jeden Morgen immer wieder aufs Neue zu spüren. Die Lieferanten durchstreifen die Wohnviertel von Quito und hupen dabei eklatant laut, damit die Kunden aufmerksam werden. Mein Aufwachprozess am Morgen war fast immer durch die schrillen Töne des Huptonlautes geprägt, vielen Dank dafür! Von den sensiblen Alarmanlagen der ecuadorianischen Autos möchte ich gar nicht erst anfangen zu erzählen. Nichtsdestotrotz dürfte Gas nicht der effektivste Rohstoff sein um heißes Wasser zu erzeugen, denn meine morgendliche Dusche, welche meinen Kreislauf anregen sollte, ist lediglich warm, lauwarm aber auch kalt, wenn mal wieder eine der Dienstfrauen den Abwasch erledigt und den Wasserhahn betätigt. Dienstfrauen, es sind zwei an der Zahl „tönt“ sehr kolonial, nicht wahr. Trotzdem gibt es sie noch, zumindest in meiner Gastfamilie, welche so glaube ich, nicht zu den ärmeren Ecuadorianern zählt. Meine Gastmutter wird von den beiden Damen tatkräftig unterstützt, jedoch gelingt es allen dreien nicht wirklich ein deliziöses Essen zu zaubern. So ganz nach dem Motto „viele Köche verderben den Brei“. Das Frühstück, so sollte man meinen, kann man nicht verpatzen. Die frisch gemixten Fruchtsäfte sind ja wahrlich ein Genuss, aber das Brötchen, welches man eigentlich nicht so nennen sollte, hat schon bessere Tage gesehen. Na ja, wie sagt man so schön, „selbst ist der Mann“. So haben der liebe Schweizer Simon und meine Wenigkeit uns zu den extraordinären Geschmäckern bei unserer Hausherrin Martha geäußert. Das ergab auch nur partielle Veränderungen adie zwei Tage angehalten haben, danach war alles wieder beim Alten. Vom Abendessen ganz zu schweigen. Im Gegensatz zu den hervorragenden Suppen konnte man den Rest abschreiben. Reis war der Hauptbestandteil des Abendessens und dazu gab es einfach nur eine kleine Beilage wie Fleisch, mit extravaganten Gerüchen, oder aber auch Hülsenfrüchte. Letzteres war mir dann doch lieber. Der Nährwert und die Gaumenfreude dieser abendlichen Kreationen, ließen einfach zu wünschen übrig. Das Nutella von der Firma Ferrero konnte zumindest unsere verwirrten Geschmacksknospen etwas besänftigen. Die fettreiche Haselnusscreme aus Europa tut natürlich auch der Seele gut! Simon hat gleich richtig erkannt, dass es nicht etwa an Sparmaßnahmen beim Essen für schüchterne Studenten lag sondern daran, dass in dem Hause Obregon keine Esskultur herrschte. Das spiegelte sich auch an der Inneneinrichtung wieder. Was lerne ich daraus: Kein Geschmack beim Essen, heißt für mich generell kein Geschmack im Leben!
Wieder einmal sass ich in einem alten Flieger der Continental-Airlines in Richtung San Francisco (wie sagt man so schön im Emigranten-Spanisch: vamos a Estados Unidos).Wieder bildeten sich, genauso wie in Costa Rica, Tränen in meinen Äugelein beim Abheben der Maschine, was sich nach dem Rückblick auf die 2 Monate in Ecuador bei mir nicht zurückhalten ließ. Als krönenden Abschluss bot sich mir ein besonders schöner Anblick eines Sonnenaufgangs mit Gipfeln der Anden die durch die Wolken empordrangen.
Ja, eigentlich hätte ich planmäßig am 19. September abheben sollen. Ecuador jedoch ließ mich nicht gehen bzw. das nette Bodenpersonal der Airline konnte mich nicht einchecken, und somit kam es zu einer „eigentlich gewollten“ Verlängerung um eine Woche in Südamerika. Ehrlich gesagt hat mir das gar nichts ausgemacht und ich glaube, ich konnte auch anderen Personen damit Freude bereiten. In dieser letzten Woche gab es noch genügend Zeit zum Relaxen, Zeit um mir MINDO anzuschauen, das schöne Dörfchen mit vielen Kolibris (500 verschieden Spezies) und viel Zeit um meine Lehrer und Studienkollegen näher kennen zu lernen.
Wer sich einem hinreissenden Land widmen möchte, dem empfehle ich mindestens fünf Wochen in Ecuador zu verbringen. Ich verspreche Euch, es lohnt sich!
San Christobal - los lobos marinos en la playa, Las Islas de Galapagos.
Schön in die Kamera schauen! Blitzzzz
Landschildkröten mit stattlicher Größe.
Blue Feeted Bobby - Blaufusstölpel
Markt am Fusse der Laguna Quilatoa
La Laguna Quilotoa - Los Andes
Basiscamp auf 4800m Vulkan Cotopaxi
Volunteer in einem Kinderheim